Liebe Krebspatienten,
viele von Ihnen leiden unter dieser Zeit der Isolation. Die Sorge, sich mit dem Virus anzustecken oder Therapien nicht wahrnehmen zu können, ist sehr belastend.
Wenn man verunsichert oder verängstigt ist, kann ein sicherer Ort dabei helfen, sich wieder sicherer und wohler zu fühlen.
Deshalb stelle ich Ihnen nun die Übung Sicherer Ort (nach Luise Reddemann) vor.
Machen Sie mit ihr eine Phantasiereise an einen Ort, an dem Sie sich sicher und wohlfühlen können.
- Schließen Sie die Augen, um Ihre Konzentration zu steigern. Wenn Sie die Augen nicht schließen möchten, blicken Sie auf einem Punkt im Raum.
- Nehmen Sie eine möglichst angenehme Sitzposition ein: Die Sohlen liegen flach auf dem Boden, der Rücken berührt die Rückenlehne, die Hände und Unterarme ruhen locker auf den Oberschenkeln oder auf den Armlehnen. Verändern Sie Ihre Sitzposition so lange, bis sich der Kontakt zum Boden und Stuhl möglichst angenehm anfühlt.
- Nun konzentrieren Sie sich auf Ihre Atmung: Atmen Sie tief ein und aus.
- Spüren Sie, wie Sie ruhiger werden.
- Lenken Sie nun Ihre Aufmerksamkeit nach innen und suchen Sie Ihren inneren sicheren Ort auf: Einen Ort, den nur Sie allein erreichen können und an dem Sie sich völlig sicher und geborgen fühlen.
- Sie erreichen diesen Ort mittels Ihrer Vorstellung. Ein fliegender Teppich kann Sie dort hinbringen oder ein großer Vogel oder ein Heißluftballon. Sie können sich auch einfach dort hinzaubern und sind plötzlich da. Das kann eine einsame Insel sein, oder eine Höhle, ein Ort unter dem Meeresspiegel, ein ferner Berggipfel, ein anderer Planet oder ein Märchenreich. Sie können auch einen Ort nehmen, den es wirklich gibt. Dann machen Sie ihn in Ihren Gedanken für andere Menschen unsichtbar.
- Wenn Sie an Ihrem Ort sind, überprüfen Sie seine Grenzen. Sie sind sicher? Stellen Sie sich eine hohe Mauer vor oder einen dichten Wald oder eine riesige Meeresfläche. Vielleicht muss der Planet noch weiter von der Erde entfernt sein oder das Märchenreich deutlicher abgetrennt werden. Verändern Sie alles so lange, bis die Grenzen völlig sicher sind.
- Prüfen Sie, ob alles, was es dort an Ihrem sicheren Ort gibt, gut für Sie ist. Schauen Sie sich um. Wenn Sie etwas sehen, das Sie stört, dann verändern Sie es in Ihrer Vorstellung.
- Hören Sie, ob alles, was Sie hören, gut für Sie ist. Vielleicht müssen Sie Geräusche verändern, damit sie angenehm sind.
- Auch das, was Sie riechen und schmecken, können Sie gedanklich verändern bis es stimmig ist.
- Spüren Sie in sich hinein, ob Sie sich an diesem Ort körperlich völlig sicher und geborgen fühlen und ob jetzt alles gut für Sie ist.
- Wenn Sie sich wirklich sicher und geborgen fühlen, dann können Sie diesem Zustand auch einen Namen geben, sich ein passendes Wort dafür ausdenken, um diese Vorstellung in Ihrem Gedächtnis zu verankern.
- Spüren Sie, wie es ist, sich völlig sicher und geborgen zu fühlen.
- In dem Wissen, dass Sie jederzeit zu Ihrem sicheren inneren Ort zurückkehren können, verabschieden Sie sich jetzt von Ihrem Ort.
- Kehren Sie langsam mit Ihrer Aufmerksamkeit wieder in den realen Raum zurück.
- Nehmen Sie wieder den Kontakt Ihres Körpers mit dem Stuhl oder dem Boden wahr.
- Atmen Sie tief ein und aus, recken und strecken Sie sich.
- Spannen Sie Ihre Muskeln so fest wie möglich an, halten Sie die Spannung eine kurze Zeit und lassen Sie dann wieder locker.
- Sehen Sie sich im Raum um und nehmen Sie wahr, dass Sie wieder im Hier und Jetzt sind.
Herzliche Grüße!
Gisela Kremer